Jüterbog in der Reformationszeit
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(Tetzelkasten, Nikolaikirche Jüterbog)
Wussten Sie schon...
... dass der Anstoß zu Luthers Thesen gegen den Ablasshandel, deren 500-jähriges Jubiläum 2017 gefeiert wurde, aus Jüterbog kam? So sah es jedenfalls Martin Luther.
In seinen „Tischgesprächen“ heißt es, dass der Dominikanermönch Johann Tetzel seine Ablassbriefe in Jüterbog anbot, weil er nicht über die Grenze nach Wittenberg durfte. Das wurde Martin Luther zum Ärgernis. Als immer mehr seiner Pfarrkinder aus Wittenberg über die Grenze nach Jüterbog gingen, um sich die neuesten Ablass-Briefe zu kaufen, verfasste er seine berühmten Thesen gegen den Ablasshandel. Stolz haben die Bürger von Jüterbog seit Jahrhunderten die Zeugnisse jener Ereignisse gezeigt: Tetzels Geldkiste und die Kapelle, in der sich Johann Tetzel damals aufgehalten haben soll.
Am Rathaus ist eine Statue des Heiligen Moritz zu sehen, die anzeigte, dass Jüterbog damals zum Machtgebiet des Erzbischofs von Magdeburg gehörte. In dessen Auftrag wurden hier im Frühjahr 1517 die Ablassbriefe verkauft. Originale Ablassbriefe in verschiedenen Ausführungen, je nach Geldbeutel der Käufer, sind heute im Stadtmuseum Jüterbog im Mönchenkloster erhalten und zu sehen.
Das einstige Franziskanerkloster (heute Mönchenkloster genannt) spielte dabei im Verlauf des Reformationsgeschehen eine wichtige Rolle: Hier entbrannte unter anderem der berühmte "Kanzelstreit" mit Müntzer, und auch der Begriff "Lutheraner" (ursprünglich als Schimpfwort gemeint) wurde hier in Jüterbog geprägt. Lesen Sie dazu mehr hier.
Mit der historischen Figur Tetzel befasste sich im Frühjahr 2016 eine Fachtagung mit vielen spannenden Vorträgen zum Leben (und den Mythen) des Ablasshändlers. Für 2017 werden die Ergebnisse der Tagung in einer großen Sonderausstellung mit dem Thema "Tetzel, Ablass, Fegefeuer" aufbereitet. Dann werden unter anderem Tetzels Gegenthesen in Jüterbog zu sehen sein.
Ablassbrief von 1517 aus der Sammlung des Jüterboger Museums.
+++ Aktuelle Meldungen +++
Abrax, Brabax und Califax reisen ins Mittelalter - und kommen dabei auch nach Jüterbog
Der Mosaik-Verlag startet pünktlich zum Refornmationsjubiläum eine neue Serie seiner Comichelden, in der auch das Wirken des Ablasshändlers Johann Tetzel in Jüterbog eine wichtige Rolle spielen wird.
Das Dröhnen der Geschichte
Kurz vor dem 500. Jubiläum der Reformation wollen die Abrafaxe die Lebenswelt in der Mitte Deutschlands um 1517 auf unterhaltsame Weise neu aufleben lassen. Denn die Jahrzehnte zu Beginn des sechzehnten Jahrhundert ähneln unserer Epoche in so vielen Aspekten – die Medienrevolution, die plötzliche Erweiterung des Weltkreises über das Fassbare hinaus, der Beginn weit in die Zukunft reichender gesellschaftlicher Veränderungen – all das macht uns diese Zeit vertraut; auf der anderen Seite durchdringt das Mittelalter noch jeden Bereich des Alltags.
Abgesehen davon, dass Ereignisse aus dieser Zeit bis in unsere Gegenwart wirken, abgesehen vom Dröhnen der Geschichte also, gibt es viele kleine Dinge aus dem Alltagsleben zu erzählen, die manches Mal sehr vertraut klingen, ein anderes Mal aber auch unglaublich fremd und bizarr.
Das MOSAIK stellt sich bei der neuen Serie vor die Herausforderung ein vermeintlich trockenes Thema auf spannende und unterhaltsame Weise für Jung und Alt neu zu bearbeiten. Ein zeichenwütiger Teenager und ein lebensfrohes Mädchen, das ins Kloster abgeschoben wird, wundertätige Glöckchen und Schellen an Schweineohren, der Augustinermönch Luther und das Allround-Talent Cranach, Mansfelder Bergleute und natürlich nicht zuletzt die Abrafaxe werden als Mitwirkende dabei sein.
Große Unterstützung erhält das MOSAIK-Team von den Experten von Luther 2017, die für viele fachliche Fragen als kompetente Ansprechpartner freundlicherweise zur Verfügung stehen. (Redaktion: Mosaik-Verlag Berlin)
(Foto / Bildnachweis: © MOSAIK – Die Abrafaxe 2016 , mit freundlicher Unterstützung )